Donnerstag, 3. Juni 2010

Cilvaringz - I


Release Date:
09. April 2007

Label:
Ringz & Partners Entertainment Group / TopNotch

Tracklist:
01. Poison Ring Chamber (Intro)
02. Wu-Tang Martial Expert (Feat. RZA)
03. The Weeping Tiger (Feat. Raekwon)
04. Sheherezad, My Beloved (The Greatest Love Story Ever Told - Chapter I)
05. Death To America
06. In The Name Of Allah (Feat. Method Man, Masta Killa, Shabazt The Disciple, Killah Priest & RZA)
07. Jewels / Christ & Judas (Feat. GZA)
08. Brothers Ain't Brothers
09. Blazing Saddles (Feat. Killarmy & Blue Raspberry)
10. Caravanserai - Chapter I (Feat. Raekwon)
11. Damascus
12. Caravanserai - Chapter II (Feat. Raekwon & Salah Edin)
13. Two Missed Calls... (Skit)
14. Dart Tournament (Feat. Killa Sin & Blue Raspberry)
15. The Saga...
16. Forever Michael (Wacko Tablo)
17. Elephant Juice
18. Deaf, Dumb & Blind
19. Warriors & Poets (Skit)
20. Valentine Day Massacre (Feat. 9th Prince, 60 Second Assassin, Shabazz The Disciple & Blue Raspberry)
21. Poisen Ring Chamber (Outro) (Feat. Method Man)

Review:
Schon vor dem Moment, in dem Cilvaringz sich in die Reihen der Wu-Tang Killa Bees kämpfte und somit deren erster europäischer Ableger wurde, konnte dem Mann aus dem niederländischen Tilburg mit marokkanischen Wurzeln eine emsige Arbeitsmoral attestiert werden. Trotzdem dauerte es sechs geschlagene Jahre, bis ein offizielles Debüt seinen Weg in die Läden fand. Die Zeit davor umfasst einen bisher kaum bekannten, wohl enormen Fundus an unveröffentlichtem Material, der eng verknüpft ist mit dem von Moongod Allah bzw. der Gruppe, der Ringz angehörte (Henshmen/ Lin Brotherz). Mit "I" nun bekam er die Möglichkeit, seine Vision, den alten Wu-Tang-Sound, mit Unterstützung der Urheber selbst zu verwirklichen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Es klingt wie das Album, das sich Fans andauernd wünschen: Das Producer-Lineup umfasst den Großteil der Wu-Elements: RZA, Moongod Allah, True Master, Mathematics (wenn auch nur für einen Skit verantwortlich), 4th Disciple, Bronze Nazareth und natürlich Cilvaringz selbst; am Mic laufen Schwergewichte aus den Reihen des Clans, der (Ex-)Sunz Of Man und der Killarmy auf. Welchem Wu-Fanatiker läuft da nicht das Wasser im Munde zusammen? Was mehr bleibt noch zu sagen, als dass die in jüngeren Releases rar gewordenen Kung-Fu-Samples zahlreichen Einzug halten und dass "Poison Ring Chamber" mit einem Sample aus "Invincible Pole Fighter" (als großartige Parallele zur Situation zwischen RZA und Ringz vor dessen Aufnahme in die Fam) startet. Während dem Moslem noch einige weitere Themen auf der Zunge liegen, startet die Scheibe mit klassisch shaolin'scher Verbalakrobatik: "Wu-Tang Martial Expert" kann bei diesem Titel unmöglich etwas anderes als den Wu-Tang-Sound leben, was Moongod sich nicht zweimal sagen lässt und zu seinen Kung-Fu-Samples staubig-rohe Drums auffährt. Cilvaringz präsentiert sich als fähiger Emcee, der auf lyrischer Seite sehr trittfest auftritt, dem allerhöchstens beim Flow der Wiedererkennungswert ein wenig abgeht. In "The Weeping Tiger" faltet RZA ein gewaltiges Bläser-Gebirge auf, in dem vor allem Raekwon zu voller Größe aufläuft. Damit ist die Hörerschaft in bester Stimmung und Cilvaringz bekommt Platz für persönlichere Themen: "Sheherezad, My Beloved" ist nicht unbedingt die größte Liebesgeschichte aller Zeiten, trotzdem springt die soulige, feinfühlige Atmosphäre schnell über, ohne einen gesungenen Refrain zu scheuen. Seine US-Systemkritik vor muslimischem Hintergrund wird er in "Jewels" los, während ein weiser GZA ("The world is filled with chaos and nonsense / It gets no better with negative responses") den Track abrundet. Diese Zeilen hätte sich Ringz besser zu Herzen genommen, wendet er sich doch gleich in "Brothers Ain't Brothers" (von Bronze mit einem seiner bärenstarken Trademark-Beats gesegnet) Wu-internen Spannungen zu, beklagt die Trittbrettfahrer-Mentalität und den Neid, den er aus gewissen Richtungen zu fühlen glaubt. Noch fragwürdiger ist er, wenn er in "Death To America" die Begeisterung bzw. Zustimmung der kollektivierten arabischen Welt hinsichtlich 9/11 zu erklären versucht ("You may condemn 9/11 for the innocent deaths. But they celebrate the shit for the political slap in the face of the president of 50 states") und den Terroristenbegriff kritisiert. Es schließt sich "In The Name Of Allah" an, das mit musikalischer Güte entschädigt (wenngleich man sich Shabazz für mehr als nur den Chorus gewünscht hätte). Wer sich hier schon wundert, wie der Five-Percenter-freundliche Wu-Tang Clan mit dem eindeutig muslimischen Cilvaringz auf einen Nenner zu bringen ist, der bekommt in "Dumb, Deaf & Blind" die vollen Auswüchse dieses Dualismus präsentiert. Instrumental hinreißend melancholisch von 4th Disciple skizziert und mit eindringlichem Gesang verziert, spricht sich Ringz gegen die Ideologie der Gods And Earths aus:

"And from Allah, I seek repentance
That's for myself and you 5-Percenters, cause yo
His name is but a title to you so called wise men
Who try'na come across civilized and
Supreme to the so called 85s when,
will you realize man is man
Not Allah, stop saying that the Black man is God
For certain you have strayed afar
"

Wie so oft muss man den (widersprüchlichen) Inhalten nicht zustimmen, hier zumindest entschädigt das Gesamtpaket in vielfacher Weise. Als einziger Kritikpunkt sind lediglich die unnötigen Skits zu nennen, die im Mittelteil den Albumfluss aufhalten. Denn "Dart Tournament" schlägt auch ohne Vorlauf ein wie eine Bombe, ein losgelöster Killa Sin dankt's und rappt den Anspieltipp zu einem der besten Tracks der LP. Wirkt "Forever Michael" zuerst unpassend, etabliert sich der Jacko-Tribut schnell als besonderer Charakterzug der LP. Ein weiteres Highlight hätte "Blazing Saddles" werden können, der Song bleibt jedoch mit halbem Killarmy-Aufgebot und enormer Kürze nicht hängen. Das darf schon eher über "The Saga..." gesagt werden, das noch einmal die hohen Producer-Qualitäten von Ringz (der hier wie Bronze klingt) hervorhebt.

Seine große Liebe zum Wu-Tang-Sound befähigt Cilvaringz, wozu seine einstigen Idole und jetzigen Kollegen größtenteils nicht mehr in der Lage sind: Er veröffentlich ein Album, das sowohl zeitgemäß klingt als auch großartig staubüberzogen und das dem klassischen Wu-Sound so nahe kommt wie kaum ein anderer Longplayer des neuen Jahrtausends. Ohne Frage ist Ringz ein besserer Produzent als Rapper, was ihn jedoch nicht daran hindert, seine Tracks souverän über die Bühne zu bringen. Kritik darf man bei den ab und an verwirrenden und paradoxen Lyrics anbringen, zum ernsthaften Störfaktor wächst sich Cilvaringz' Einstellung aber nie aus. Hätte man die Skits und die wenigen durchschnittlichen Tracks gestrichen, "I" wäre herausragend geworden. Doch selbst so ist es noch verdammt gut.

7.8 / 10

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