Sonntag, 23. Mai 2010

Verbal Kent - Save Your Friends


Release Date:
04. Mai 2010

Label:
Eigenvertrieb

Tracklist:
01. Save Your Friends
02. So Wrong (Feat. Alltruisms, Roadblock, & Kang The Konqueror)
03. Wreak Havok
04. The Moment Of Truth (Feat. Roadblock & Kang The Konqueror)
05. Party Pooper
06. Fever (Feat. Rusty Chains, Alltruisms & Lance Ambu)
07. Dont Go Now (Feat. William Kurk)
08. Underdogs Pt.II (Feat. Rusty Chains & Lance Ambu)
09. Monolouge
10. In The Beginning

Review:
Seit nunmehr einem Dutzend Jahren hebt ein Artist aus Chicago der Szene mit gepflegtem Battle-Rap den Mittelfinger unter die Nase. Die Rede ist von Verbal Kent, der vom Fan zum Künstler wurde. Inzwischen sogar zu einem schwer respektierten, schließlich logiert er dank gutem Draht zu den Molemen in Chicagos feinsten Kreisen, nennt mit Giraffe Nuts eine fähige Truppe seine Crew und konnte seit 2004 konstant mit gutem Feedback überhäufte Alben veröffentlichen. 2010 heißt es dann "Fuck it": Verbal Kent gibt einen feuchten Kehricht auf Stores und die Business-Gewohnheiten und legt der Welt ein neues Album vor, das es nur bei ihm selbst zu erwerben gibt: "Save Your Friends".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Überrascht ist man irgendwie nicht, denn es wäre eine Lüge zu sagen, dieser Move sei nicht typisch für VK. So also sieht man sich mit zehn Tracks und einer halben Stunde Vollgas konfrontiert. Nachdem mit Kaz One im letzten zwar ein gutes, doch kein überwältigendes Album veröffentlicht wurde, ist man beinahe schon wieder verwundert, wie schwungvoll VK hier die Türen eintritt, um im Titeltrack "Save Your Friends" auch sofort das ganze Haus umzublasen. Lächerlich gut, wie er in seinem charakteristischen Flow eine Knockout-Punchline nach der anderen platziert ("This isn't 8 Mile, this is a sociopath, throwin' stones in your window with a Romeo mask / [...] / So in your case, go fuck a mermaid with herpes / In your case, hope she ends your days with her AIDS") und das Ganze mit einem Enthusiasmus ölt, wie ihn in diesem Jahrtausend wenige aufbringen. Dieser Mann ist Feuer und Flamme am Mic. Seine etwas unsaubere Aussprache, der Flow, der beständig droht, die letzten Buchstaben seiner Lines zu verschlucken - all das macht es unmöglich, sich seinen Battle-Raps zu entziehen. Der pompöse Erstschlag wäre natürlich nicht halb so effektiv ohne das Instrumental, das mit scheppernden Hörnern und kratzigem Voice-Sample unverschämt dreckig ist. Bei der Wahl der Beats beweist VK wieder einmal, dass er ein mehr als würdiger HipHop-Fan ist. Denn selbst wenn er seine Ware u.a. von Standard-Namen wie Marco Polo oder Oddisee bezieht, klingt "Save Your Friends" geschlossen und dabei so einheitlich derb, als hätte VK seinen persönlichen Meisterproduzenten im Hintergrund. Rumpelnde Drumlines geben den Punchlines noch mehr Durchschlagskraft. Was Lord Beatjitzu (der nach dem Opener zum zweiten Mal auf sein Können hinweist) in "Wreak Havoc" seinen Apparaturen entlockt, spielt jenseits von Gut und Böse und sollte in jedem Rapper puren Neid auf VK entzünden. An vielen Stellen erinnert die Platte an "Fist Shaking", wobei die Fäuste hier ironischerweise öfter geschwungen werden. "Underdogs Pt. II steht dem ersten Teil in wenig nach - wieder ist es ein famoses Bläser-Sample, das die Raps der Giraffe-Nuts-Emcees umspielt. Interessanterweise sind es die kleinen Beatbastler, die für die größten Momente sorgen. Neben schon erwähntem Lord Beatjitzu trifft hier Varan den typischen VK-Sound punktgenau. Ebenfalls gelingt ihm das mit dem etwas ruhigeren, aber nicht weniger eingängigen "Don't Go Now" oder dem bassstarken Kopfnicker "So Wrong", der auf ein Neues die Dynamik im Nuts-Camp vorführt. Tiefgründige Songs darf und sollte man nicht suchen, für ein Verlangen danach gibt VK dem Hörer allerdings sowieso keine Zeit, selbst im von Marco Polo durchschnittlich geschusterten "Monolouge". VK schafft es, die wenigen schwächeren Momente nach jedem Albumdurchlauf als nichtig erscheinen zu lassen. Nichtsdestotrotz ist auch Oddisee's "In The Beginning" kein Hit, was bei der geringen Trackzahl nicht ganz unter den Tisch zu kehren ist. Abschließend sei noch einer der feinsten Momente erwähnt, nämlich "Fever", das als Definition des so guten VK-Stils in die Waagschale springt und auch mit behaltenswerten Lines nicht spart: "My headache's happening - that means, somewhere, right now a wack man's rapping / And some wack producer is sampling, I must leave you trampled / Beef with my camp, find your nuts in your asshole".

Da alle Fans von Verbal Kent wohl schon bestellt haben, ist an dieser Stelle das Wort an den Rest zu richten: Wer "Fist Shaking" kennt und schätzt, der wird hiermit mehr als nur zufrieden sein. Wer bisher noch nicht vertraut ist mit VK, der mag dieses kurze und kompakte Werk als Einstiegsdroge verwenden. VK bleibt ein Aushängeschild für deftigen Battle-Rap mit fetten Beats, die er so gut wählt, dass man ihm mittlerweile fraglos einen eigenen Stil zuschreiben kann. Wer so viel Qualität gebunkert hat, der darf auf den Rest pfeifen und nur aus erster Hand verkaufen. Denn wer 2010 nach starkem HipHop sucht, der sollte bei "Save Your Friends" innehalten und einen Kauf in Erwägung ziehen.

6.9 / 10

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