Sonntag, 30. Mai 2010

Kool Sphere - Integritty


Release Date:
07. April 2010

Label:
Play It Kool Records

Tracklist:
01. Intro (First Impression)
02. Optimism
03. Stay True (Feat. AZ)
04. Real Recognize Real (Feat. Smoothe Da Hustler)
05. Fact Or Fiction
06. Blue Collar MCs (Feat. AZ)
07. Creative Control (Feat. Rhona Bennett)
08. Supply & Demand (Feat. Smiley The Ghetto Child & Lil Dap)
09. Set Sum Standards
10. Integritty
11. What You Write
12. Steaks & Lobsters
13. Serial Killa
14. Unconditional
15. Code Of Ethics (Feat. Verbal Threat)
16. Reckless Eye-Ballin' (Feat. Kool G Rap & Verbal Threat)

Review:
Eigentlich lässt sich Kool Sphere bisher auf ein einziges Ereignis/ Erzeugnis reduzieren: Die Single "Reality Check", die er 2006 zusammen mit Partner MC Reppond als Verbal Threat veröffentlichte und die vom Meister persönlich, DJ Premier, produziert wurde. Das Duo, das sich gegründet hatte, nachdem Kool Sphere von Queens nach Los Angeles gezogen war, ist seitdem mit der Ankündigung eines bald erscheinenden Albums namens "The Golden Era" wieder mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden - der Hype um "Reality Check" ist nahezu verblasst. Während "The Golden Era" weiter auf sich warten lässt, hat KS die letzten eineinhalb Jahre außerdem an seinem Solodebüt "Integritty" gearbeitet, das Anfang 2010 ausschließlich digital erscheint.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Wie genau KS versucht, es schönzureden, dass sein Neo-90er-BoomBap der wohl wichtigsten Käuferschaft, der kleinen auf CD oder Vinyl eingeschossenen Gruppe Widerstrebender, vorenthalten wird, lässt sich kaum nachvollziehen - dass er mit digitalen Verkäufen auch nur einen Bruchteil der Kosten für die Scheibe einnehmen wird, erscheint sehr unrealistisch. Wirklich große Bemühungen um weitläufige Promo stellt Sphere allerdings auch nicht an, wobei er trotzdem kein schlechtes Aufgebot an Gästen gewinnen konnte, in dem sich immerhin einige NY-Veteranen wiederfinden. Geht man einen Schritt weiter und wirft einen Blick in die Producer-Credits, kann man schon eher nachvollziehen, wieso dieses Album bisher kaum Beachtung fand: Ein gewisser Weirdo bildet mit Res Nullius (ebenfalls vertreten) das Duo Crazeology, kommt aus Mailand, hat bisher eine fast weiße Weste und zeichnet für die Hälfte der Instrumentals verantwortlich. An sich ist das natürlich nicht schlecht, doch das Problem der Scheibe hört man schnell heraus: Ohne einen großen Beat-Bastler im Rücken verkommt Kool Sphere schnell zum 08/15-Renaissance-Rapper, der zwar stimmlich mit seinem gepresst-hellen Organ keinesfalls austauschbar, in seiner Gesamtperformance aber kaum fesselnd ist. Beim Beschreiben der Beats wird schnell der Mund trocken, da man diese Worte schon so oft gesprochen hat, dass man kaum glauben mag, dass es wieder einmal jemand bockstur durchzieht. Da darf man es durchaus scharf auf den Punkt bringen: "Integritty" bietet zu keiner einzigen Sekunde auch nur die geringste Überraschung, es trauert einer vergangenen Ära hinterher und kommt dieser dabei - welche Überraschung - qualitativ nicht nahe. Die gute Nachricht dabei ist, dass die Scheibe ebensowenige Tief- wie Hochpunkte hat: keine. Im angenehm hörbaren Bereich platziert KS dann aber trotzdem einige Stücke: "Steaks & Lobsters" spielt sich munter durch seinen Piano-Loop, "Unconditional" bezieht seinen Charme vom gekonnten Abkupfern (mehr noch als die anderen Songs) bei Premo. Die Gäste sind fraglos eine Aufwertung, doch selbst ein AZ hilft nicht über die Tatsache hinweg, wie ausgelutscht "Blue Collar MCs" klingt. En Vogue's Phona Bennett bereichert das von Loptimist soulig-smooth gestrickte "Creative Control", Smiley und Dap dagegen haben mit einem müden Instrumental von Weirdo zu kämpfen. So zieht sich die ganze Scheibe hin, schickt sowohl Hintergrundmusik ("Fact Of Fiction") als auch annehmbare Kopfnicker ("Stay True") ins Rennen, um dann schließlich mit "Reckless Eye-Ballin'" zu enden, in dem MC Reppond und Kool G Rap für Abwechslung am Mic sorgen, während mit Bronze Nazareth der einzige wirklich namhafte Produzent hinter die Boards tritt, um - bezeichnend für das Album - ein kaum kraftvolles und auch für seine Verhältnisse durchschnittliches Instrumental (somit immer noch eines der besten der LP) beizusteuern.

Erstes Fazit, das sich ziehen lässt: Kool Sphere ist nicht wirklich der Mann für ein Soloalbum. Zusammen und im Wechselspiel mit Reppond wirkt er besser. Zweites Fazit: Weirdo und Konsorten sind keine ernsthafte Bereicherung für die HipHop-Gemeinde. Zu oft hat man schon gehört, was hier erneut in aller Ausführlichkeit durchgekaut wird. Was also kann man von "Integritty" mitnehmen? In seiner Unbekanntheit schwelgt es zu Recht, auf das hoffentlich irgendwann erscheinende Debüt von Verbal Threat darf man trotzdem gespannt sein und sollte man wirklich noch nicht genügend ideenlose BoomBap-Alben, die nach der goldenen Ära erschienen, besitzen, so bietet "Integritty" ein akzeptables Paket, das es sich im guten Durchschnitt gemütlich macht.

5.2 / 10

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen