Sonntag, 23. Mai 2010

Cypress Hill - Rise Up


Release Date:
20. April 2010

Label:
Priority Records

Tracklist:
01. It Ain't Nothin' (Feat. Young De)
02. Light It Up
03. Rise Up (Feat. Tom Morello)
04. Get It Anyway
05. Pass The Dutch (Feat. Evidence & The Alchemist)
06. Bang Bang
07. K.U.S.H
08. Get 'Em Up
09. Carry Me Away (Feat. Mike Shinoda)
10. Trouble Seeker (Feat. Daron Malakian)
11. Day Destroys the Night (Feat. Everlast)
12. I Unlimited
13. Armed & Dangerous
14. Shut 'Em Down (Feat. Tom Morello)
15. Armada Latina (Feat. Marc Anthony & Pitbull)

Review:
Nahezu zwei Jahrzehnte sind vergangen, seit Cypress Hill ihr Debütalbum veröffentlichten - der Startschuss zu einer Karriere, deren gesamte Plattenverkäufe alleine in den Staaten auf die zehn Millionen zugehen. Abgesehen davon haben sich die Jungs aus Los Angeles County zu einem der bekanntesten Namen, den die Szene je hervorgebracht hat, gemausert, was sie zu nicht kleinem Teil ihrem eigenen Trademark-Stil zu verdanken haben, der unzertrennbar mit dem rauchbaren Grün verflochten ist. Seit dem letzten Album sind nunmehr allerdings sechs Jahre vergangen, in denen jedes der vier Mitglieder auf Solopfaden aktiv war. Als Gruppe darf somit durchaus von einem Comeback gesprochen werden, das mit "Rise Up" erstmals nicht unter der Flagge von Columbia erscheint.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Ein neues Album und gleich so viele Ambitionen: Titel und Cover suggerieren die Verlegung des Themenfokus auf politischere Songs, während B-Real eine ganz andere Marschrichtung erklärt: Da unter den alten die kraftvolleren Tracks bei Live-Auftritten das Publikum (verständlicherweise) zu weitaus mehr aktiver Anteilnahme bewegen, wolle man einen großen Teil des neuen Albums mit feurigeren Rhythmen ausstatten und auch die genreübergreifenden Gitarrenelemente stärker miteinbeziehen. Dem gegenüber steht natürlich die Pflicht, dem Image, das man mit Cypress Hill verbindet, gerecht zu werden und auch die eine oder andere Smoker-Hymne in der Tracklist zu platzieren. So verwundert es nicht groß, dass sich "Rise Up" ganz gut in ebensolche Kategorien einteilen lässt. Fast universell für das ganze Album aussprechbar ist besagte Live-Tauglichkeit. Eine schon von vornherein fragwürdige Angelegenheit ist dabei die Aufteilung der Produktionsarbeit: zweimal ist Muggs involviert, achtmal dagegen B-Real, das entzieht sich nicht nur auf den ersten Blick der Nachvollziehbarkeit, vor allem wenn man bedenkt, wozu ein Muggs auch noch heutzutage imstande ist. Doch auch B-Real hat sich inzwischen zu einem erstklassigen Beatschrauber entwickelt, was Muggs' spärliche Präsenz auf der Scheibe nie zu einem ernsthaften Thema macht. Zusammen mit der eindeutig höheren Mic-Zeit seitens B-Real gegenüber Sen Dog laufen CH Gefahr, zu einem Gast auf einem B-Real-Album degradiert zu werden. Doch sei's drum, auch hierbei handelt es sich um nichts, was das CH-Feeling kippen könnte. Das schafft schon eher der ernüchternde Start ins Album: "It Ain't Nothin'" ist ein typischer Kopfnicker mit Westcoastakzent, nicht schlecht, aber auch nicht gerade mitreißend. In diesem Kielwasser verbleiben Cypress Hill vorerst, stellen mit "Rise Up" und Tom Morello den ersten gitarrenschwangeren Song vor, ohne große Begeisterung auszulösen. Des Weiteren deutet sich schon an, dass ein eventueller politischer Aspekt der LP größtenteils in Rauch verpufft. "Light It Up" ist die Devise, während Pete Rock seinen Standardauftritt mit enttäuschend langweiliger Drumline unterlegt - das Marihuana-Ambiente kommt noch nicht auf. Dieses Problem behebt sich, wenn CH kurze Zeit später langsam ins Rollen kommen und man, befeuert von einem starken Muggs-Beat, der dem klassischen, eigenen Stil am nächsten kommt, fordert: "Pass The Dutch" (dessen Gäste man sich getrost hätte sparen können). Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass die Rock-Infusionen nicht immer ziehen (während das langsam aufbauende "Trouble Seeker" abzüglich der Hook sehr schön funktioniert, will "Shut 'Em Down" keine Raffinesse aufbringen) und dass Cypress Hill keinen Wert auf Raucherpausen legen. Lediglich in "Armed & Dangerous" werden für eine Dia-Show des eigenen Werdegangs sachte Streicher eingeworfen. Das eigentlich für diesen Anlass gedachte "K.U.S.H." ist selbst nüchtern schnell wieder vergessen. Ein thematischer und stilistischer Ausreißer findet sich in "Carry Me Away", für das Mike Shinoda die - in Ermangelung einer besseren Umschreibung - Emo-Hook singt, währen B und Sen die harte Seite ihrer Kindheit beleuchten. Wäre das Album in dieser Form eher mager, reihen sich außerdem noch einige Früchtchen ein: "I Unlimited" ist eine Bombe mit grandiosen Old-School-Anleihen (hier zeigt B-Real sein ganzes Producer-Können), "Bang Bang" lebt von eingängigem Voice-Sample und trefflichen Claps. "Get 'Em Up" zündet nicht nur bei Live-Shows und lässt "Armada Latina" als einzigen erwähnenswerten Track übrig, der - erstaunlicherweise - als radiotaugliche Single sowohl zum Relaxen einlädt als auch im Club funktionieren könnte und "Rise Up" um eine Facette reicher macht.

Bevor man ans Eingemachte geht, darf gesagt werden, dass Cypress Hill als Gruppe ihre Relevanz nicht verloren haben. Ob nun der eingefleischte Fan mit dem neuen Album voll und ganz zufrieden sein wird, bleibt fraglich, schließlich scheint es wie eine Scheibe, mit der CH (teilweise) neues Gebiet erschließen und somit auch neue Fans gewinnen wollen. "Hits From The Bong" bekommt man keine, doch dem erklärten Ziel, der Live-Crowd ein wenig mehr Futter bieten zu können, ist man erfolgreich nachgekommen. Die Vielfalt, die dabei geboten wird, sorgt dafür, dass jeder etwas finden wird, was ihn anspricht, die wenigsten aber das komplette Album feiern können. Abgesehen davon hat sich außerdem der eine oder andere mittelmäßige Track eingeschlichen. "Rise Up" lässt sich als knapp gutes Album mit einer Respektbekundung gen CH abnicken. 

6.5 / 10

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