Montag, 5. April 2010

Kidz In The Hall - Land Of Make Believe


Release Date:
09. März 2010

Label:
Duck Down Records

Tracklist:
01. Intro
02. Traffic
03. Flickin'
04. Out To Lunch (Feat. The Kid Daytona)
05. Bougie Girls (Feat. Russoul)
06. Jukebox (Feat. MC Lyte)
07. L_O_V_E
08. Will II Win (Feat. Marsha Ambrosius)
09. Take Over The World (Feat. Just Blaze & Colin Munroe)
10. Fresh Academy (Feat. Chip Tha Ripper & Donnis)
11. Simple Life (Feat. Amanda Diva)
12. Running (Feat. Tim William)
13. Do It All Again (I Am)
14. I Am (Reprise)
15. Rise & Shine (Feat. Russoul)

Review:
Gewissermaßen muss man den Kidz In The Hall Respekt zollen: Ohne dass eines ihrer beiden bisherigen Alben mit sonderlicher Qualität glänzte, konnte das Duo aus Chicago sowohl den eigenen Namen etablieren als auch noch einen dazugehörigen Hype aufbauen. Eine wichtige Rolle spielte für die beiden Studenten aus dem Ivy-League-Kreis ohne Frage der Deal mit Duck Down Records, den sie für das zweite Album landen konnten. Nach einer Mix-CD von Naledge geht der Emcee mit Producer Double-O das nächste, von eigener Seite mit hohen Erwartungen beladene Album an: "Land Of Make Believe".

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
"Kidz In The Hall have matured in their music to discover who they truly are as artists" tönt die Pressemitteilung, während man als Hörer ob des lächerlichen Covers zwischen von zu heftigem Lachen oder von angehenden Depressionen herrührenden Tränen hin- und hergerissen ist. Das also soll die fortgeschrittene Reife der Kidz In The Hall sein? Dieses Album riecht schon von weitem nach einem Produkt, das aktuelle Trends aufschnappt und nicht zuletzt den von den Kidz schon immer zu einem kleinen Teil verkörperten Hipster-Charakter intensiv pflegt. Da dies - welch Überraschung - auch eintrifft, lässt sich seitens der Produktionen, für die Double-O wieder (fast) alleine aufkommt, der Wegfall der BoomBap-lastigen Songs (man denke an "Middle Of The Map") beobachten; Ersatz bietet Double-O mit meist seichten, poppigen, aber bestimmt "kreativ" frisierten Instrumentals, die dem Neo-Swag-Gehabe, in dem Naledge auf voller Länge versumpft, dienlich sind. Dieses Subgenre boomt zur Zeit, und so ist es kein Wunder, wenn man sich mitunter an Künstler wie KiD CuDi oder Wale erinnert fühlt. Passend zur Ausrichtung der LP findet sich vereinzelt dezenter Auto-Tune-Einsatz und eine Palette an für Hooks engagierte Sänger(-innen), die wie im Fall Marsha dem öden Piano-Geplänkel Melodiösität einhauchen sollen - meist ohne Erfolg. Dem Mix aus hipsterscher Einfachheit und unanstößiger Synth-Marinade fehlen schlicht und ergreifend die Zähne. Hinzu kommt, dass Naledge weder auf lyrischer noch auf technischer Ebene ein heraushebenswerter Emcee wäre. Das wird zwar von den restlichen Effekten, vorrangig den eingängigen Hooks, ganz gut kaschiert, doch schlussendlich kann Naledge mit keinem seiner Rap-Parts einen der Tracks aufwerten - was sich übrigens auch über fast alle rappenden Gäste sagen lässt. Mehr Abkupferung als "Take Over The World" ist kaum möglich - davon abgesehen hätte der an sich akzeptable Track eher ans Ende der LP gepasst. Berauschend ist an dem Album nichts: "Bougie Girls" glänzt mit starkem Instrumental, die platten Rhymes mit Lady-Thematik hätte man aber besser gelassen. Dominierende Percussions in "Out To Lunch", bei denen nicht viel falsch gemacht werden kann, gehören noch zur Upper Class der Scheibe. Auf der anderen Seite stehen Songs wie das schnöselige "Do It All Again", in dem nicht nur der Auto-Tune eine Fehlentscheidung war. Tracks wie "Simple Life" oder "Running" dürfen sich erneut Querverweise zu schon erwähnten Künstlern gefallen lassen, sind davon abgesehen aber nicht schlecht gemacht - mehr aber leider nicht. Die Bragging-Party "Flickin'" rechtfertigt die Wahl zur ersten Single in keinster Weise, das einzig interessante Feature (MC Lyte) glänzt in "Jukebox" hauptsächlich durch einen kaum vorhandenen Auftritt.

Mit dieser LP adressieren die Kidz In The Hall eine bestimmte Zielgruppe, erreichen diese auch, lassen dabei aber auf musikalischer Ebene Federn, ganz zu schweigen vom Anklang bei der restlichen HipHop-Community. Wieso kombinieren Naledge und Double-O nicht die auf dem Debüt noch regierenden BoomBap-Elemente mit ihrem neuen, "reiferen" Stil, und das wenn möglich auch noch mit ein wenig mehr Anspruch als auf ihrem dritten Auswurf? Im "Land Of Make Believe" geschieht herzlich wenig, dem offenen Titel kommt man kaum nach, die Musik ist durchgehend voraussehbar und vermisst das Herzblut ihrer Autoren. Wenn es auch zweifelhaft ist, dass die Kidz In The Hall je ein wirklich gutes Album veröffentlichen werden, so können sie in jedem Fall mehr als "Land Of Make Believe".

4.3 / 10

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