Samstag, 17. April 2010

9th Scientist - Illatron Magnetic


Release Date:
27. Februar 2007

Label:
Domination Recordings

Tracklist:
01. The Purpose (Skit)
02. Learn To Love
03. Do You Love Me?
04. Orange Crush
05. Forenzics
06. I Love You
07. Verses (Feat. iLL Chemist)
08. iLLatron (Skit)
09. Green (Feat. Quantic)
10. Supreme Grand (Feat. Lil Sci)
11. Hurts So Good
12. Myths
13. La La
14. Eye Thought She Was Feeling Me (Feat. Infinito 2017)
15. Skit
16. Niggaz Talk Shit (Feat. Posioned Fetus & 607)
17. Skit
18. Flying Saucers (Feat. Angilas)
19. I Love Hip Hop
20. Sol 'N Tha Hole
21. Jibba, Jibba, Yabba, Yabba (Feat. Sunjata Salaam, Trek 19 & Osyrus Tha God)

Review:
Conscious-Rapper aus Little Rock gibt es nicht gerade im Überfluss. Einige jedoch finden sich auf dem Label Rip Shop Records, das wohl selbst in Underground-Kreisen nicht jedem ein Begriff ist. Einer dieser Artists jedenfalls ist 9th Scientist, der auf eine beachtliche Karrierelänge zurückblickt, die in den Neunzigern allerdings hauptsächlich aus losen Aufnahmen mit der Nubian Intelligence Organization oder der Lost Foundation besteht. Mit einem Mitglied ersterer Gruppe, King Ish, gründet er 1999 Merkabah Entertainment, wo er unter dem Namen Akasha sein Debüt "Kadallic Story" in vollkommener Unbekanntheit veröffentlicht. Über die Bekanntschaft mit Infinito 2017 schließlich gerät der inzwischen umbenannte 9th Scientist in Kontakt mit Domination Recordings, die sein zweites Album "Illatron Magnetic" veröffentlichen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Alle Einflüsse auf 9th Scientist legen einen sehr interessanten Künstler nahe: Fernab jeglicher BoomBap-Hochburgen (wie etwa New York) wächst er in Little Rock (alias Illatron) auf und wird dort von Soul- und Jazz-Musik geprägt. Sein Debüt spielt sich über Down-South-Beats (produziert von King Ish) ab. Er beschäftigt sich mit Sufismus, auch Black-Muslim-Bewegung und Sympathien zur bei einem kleinen Teil der Afro-Amerikaner so beliebten Vermengung der eigenen Geschichte mit dem antiken Ägypten (nicht zuletzt ein Grund für seine Bekanntschaft mit Lil Sci und Scienz Of Life) sind zu erwähnen. Der inzwischen gewählte Name (vor Akasha war es Divine Universal) leitet sich aus den Supreme Mathematics ab (wo die Ziffer Neun für Geburt steht). Wer jetzt noch nicht verwirrt ist, der achte auf die Reichsflugscheibe, die es sich im kunterbunten Cover gemütlich gemacht hat - soll man daraus schlau werden? Nein, soll man wohl nicht, und 9th Scientist tut seinerseits auch nicht sonderlich viel, um den Hörer aufzuklären. Mystikaffin wie er ist, sondert er seine "wissenschaftlichen" Erkenntnisse in kryptisch verpackten Texten ab, auf dass sie der bereits Erleuchtete verstehe und der Rest daran verzweifle - oder, wie er es selbst möchte, sich Gedanken mache und Bestrebungen anstelle, um das Gesagte nachzuvollziehen. Doch entgegen etwaigen Erwartungen raucht nach dem ersten Hördurchgang nicht der Schädel, dafür aber gewinnt man andere Erkenntnisse: Die Kindheitsmusik übt in der Tat einen starken Einfluss auf 9th aus, der hier hörbare True-School-HipHop steht ganz im Zeichen smoother, jazziger Vibes. Die werden produziert von Kid Stress, Trek 19, DJ Swift, DJ G-Force, 9th selbst sowie Lil Sci. Am Mic fällt auf, bzw. fällt vor allem nicht auf: 9th Scientist. Es sei nicht negativ zu werten, doch der stimmlich irgendwo zwischen Nas und Killah Priest gelegene 9th, der in Sachen Flows und Technik im Durchschnitt anzusiedeln ist, präsentiert sich nicht als Ausnahmeerscheinung, passt damit aber wunderbar zu seinen relaxten Instrumentals. Den Anfang setzt er dabei sehr vertraut, sowohl das für "Learn To Love" genutzte Sample von Willie Hutch als auch die Supremes in "Do You Love Me" sind dem HipHop-Head schon einige Male untergekommen. Voice-Samples, leichte Streicher und weiche Drumlines charakterisieren diesen (Groß-)Teil der LP. Paradebeispiele sind "Verses", "La La" oder Infinito's Solo "Eye Thought She Was Feeling Me", das durchaus schon als "Jazzmatazz"-Material durchginge. Neben den eingangs erwähnten lyrischen Konstrukten findet sich auch ganz schlichte Kritik am HipHop-Business wieder, etwa im (musikalisch mittelmäßigen) "Jibba Jibba Yabba Yabba", das einige Illatron-Kollegen (die den Großteil der Gäste der gesamten LP ausmachen) auf den Plan ruft. Ein Track wie "Niggas Talk Shit" will nicht zu den bisher genannten passen, Lo-Fi-Charakter und düstere Produktion fügen dem Album jedoch eine weitere Facette hinzu, wobei 9th auch hierbei eine runde Vorstellung abgibt. Ebenfalls aus dem Rahmen fällt das nicht minder starke "Myths". Qualitative Täler auf Mittelmaßniveau finden sich in "Green" (mit schwachem Gesang von Quantic) und dem beatwise orientalisch angehauchten, aber versemmelten "I Love Hip-Hop". Am anderen Ende des Qualitätsstrahls sitzt "Supreme Grand" mit melancholischen Streichern, schön klaren Percussions und natürlich einem abstrakt wunderbar zusammenspielenden Duo aus 9th und John Robinson. Ähnlich grandios und die Perfektion der jazzigen Tracks ist das von Kid Stress herrlich produzierte "Sol 'N Tha Hole".

Man muss ganz klar eingestehen, dass dieses Album hinter den Erwartungen, die es weckt, zurückbleibt. Angesichts der vollkommenen Unbekanntheit seines Debüts darf diese Scheibe als eigentliches erstes Album von 9th Scientist betrachtet werden - und wer da dieses Cover und die Eckdaten um 9th liest, der erwartet mitunter einige experimentelle Auswüchse sowie eine gewisse lyrische Dichte. Zweiterem kommt er dann zwar nach, doch als MC fehlt ihm die Fähigkeit, seine Hörer zu fesseln. Seitens des Sounds wählt man eine sehr herkömmliche Schiene, die aber meist gut bis sehr gut umgesetzt wurde - beschweren darf man sich also nicht. "Illatron Magnetic" ist insgesamt ein durchaus gutes Album, das zukünftiges Interesse an 9th Scientist erhält, aber keine Begeisterungsstürme lostritt.

6.7 / 10

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