Samstag, 20. März 2010

The UN - UN Or U Out


Release Date:
13. Juli 2004

Label:
456 Entertainment

Tracklist:
01. Buildin' (Intro)
02. Mind Blowin'
03. D.O.A. (Dead On Arrival)
04. Avenue
05. What They Want
06. P. Money (Set Up)
07. Golden Grail
08. Ain't No Thang
09. Monsta
10. Get Yo Shit
11. Russian Hat Wear (Cold Money Remix)
12. Shakedown
13. The Art (Interlude)
14. Game Of Death (GOD Version)

Review:
2004 trat mit der Veröffentlichung dieses Albums für kurze Zeit eine Gruppe in Erscheinung, die davor und auch danach wenig Spuren hinterließ: The UN, eine vierköpfige Truppe aus Long Island. Roc Marciano, Dino Brave, Mike Raw und Laku gingen zusammen auf dieselbe High School in Uniondale (während Roc und Dino eigentlich aus Hempstead stammen) - die ersten zwei Buchstaben der Stadt dienten auch als Inspiration für den Gruppennamen. Die vier Kumpel machten erstmals von sich hören, als bei einer ihrer zahlreichen Aufnahmen in den Green Street Studios ein Track auf Pete Rock's (der ebenfalls dort recordete) "Petestrumentals" landete (das geniale "Cake"). Mit diesem und weiteren guten Kontakten erschien einige Jahre später dann "UN Or U Out" (dem 2003 noch ein Mixtape - "World Domination" - vorausging).
WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Roc Marciano selbst mag man schon von anderswo kennen, schließlich trat der Emcee kurze Zeit vor der UN-Gründung Busta Rhymes' Flipmode Squad bei und übte einigen Einfluss auf Busta's "Anarchy" aus. Er ist es auch, über den die UN in Kontakt mit Pete Rock, Large Pro oder anderen Neunziger-Helden kommen. Diese wiederum bürgen 2004 für den Sound des Debütalbums. Jenes Album kommt über 456 Entertainment, ein Label, für das Carson Daly (ja, der MTV-Moderator) und John Rifkind (Bruder von Steve Rifkind) Pate stehen, während auch Schott Free (A&R bei Loud / SRC) zum Bekanntenkreis von Roc zählt. Was nun also 2004 seinen Weg an die Öffentlichkeit findet, ist sehr gut fundiert und involviert keine Rookies. Es muss nur noch die Musik stimmen. Und wie sie das tut. Roc Marcy formuliert es so: The UN sei "grown man shit" - damit hat er so Recht, wie es nur irgend möglich ist. Vier Emcees, die auf ihrem Debüt klingen wie die personifizierten Veteranen (wie oben zu lesen ist - nicht von ungefähr), platziert auf einem der rohsten, street-lastigsten Teppiche, die in jüngerer Zeit gewebt wurden. Man vergesse, was Pete Rock um diese Zeit sonst anderweitig geleistet bzw. nicht geleistet hat: So raw, wie der simple Piano-Loop in "Avenue" über die dumpfen Drums läuft, hat man ihn lange nicht mehr erlebt. Den Kern am Mic bilden Roc Marciano und Dino Brave, die auch mit schneidenster bzw. tiefster Stimme auffallen. Doch wenn man nicht bewusst hinhört, fällt einem dieser Umstand nicht auf, denn The UN sind ein durch und durch dynamisches Quartett ohne Schwachstellen. Hinzu kommt, dass Roc Marcy auch noch einige Tracks der LP selbst produziert: "Mind Blowin'" setzt als erster Song mit trockener Drumline die Marschrichtung fest. Lyrisch vollbringen die vier Emcees natürlich keine Großtaten, doch die Selbstverständlichkeit, mit der hier Street-Weisheiten abgesondert werden, entbindet The UN von jeglicher Kritik: Hier kommen vier Herren nach der Arbeit auf ein paar Bier zusammen, um ein paar Gedanken und Worte auszutauschen. Das passiert über ein eingängiges Sample von Mahogany in der Rubeljagd "Russian Hat Wear" ebenso wie im makellosen Large Pro Beitrag "What They Want", der schon melancholische Züge annimmt. Auch Mike Raw versteht sich aufs Produzieren und steuert "The Art" bei, das leider in verkürzter Version vertreten, aber dennoch vom Geist der LP voll erfasst ist. Und dann finden sich auf diesem Album, auf dem alles goldwert ist, noch einige Edelsteine mehr: In "Ain't No Thang" übertrifft Pete sich selbst und dirigiert sein Streicher-Ensemble zu nicht weniger als einer Hymne, bei "D.O.A." besteht ernsthafte Gefahr für sämtliche Nackenmuskulaturen. Nachdem dann schließlich alle anderen Tracks abgespielt wurden, setzt's zum Abschluss nochmal kräftig auf die Ohren: Erneut ist es Pete Rock, auf dessen Kappe "Game Of Death" geht und der mit schrillem Streicher-Sample für keinen entspannten, dafür aber einen saftigen Ausstieg sorgt.

Wir wollen es mal beim Namen nennen: The UN sind genau das, was sich viele Heads wünschen. 2004, als sich Hardcore-Elemente aus dem HipHop-Sound zusehends verabschieden oder schon verabschiedet haben, schart dieses Quartett einige fähige Beat-Bastler um sich, um der Welt allerfeinsten Street-Sound ohne jeglichen Kompromisse zu präsentieren. Und zum großen Glück des Hörers läuft hier alles gut, denn The UN erlauben sich keinen Aussetzer und beheizen die Lautsprecher bis zum Schluss mit Brennholz, das jeder Eastcoast-Head umgehend als Delikatesse identifizieren wird. Ein Jammer, dass von dieser Gruppe davor so wenig erschien und dass sie wohl auch nie wieder in dieser Besetzung etwas veröffentlichen wird; denn wer im neuen Jahrtausend nach härterer Kost der Ostküste sucht, der kommt an "UN Or U Out" kaum vorbei.

8.5 / 10

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