Dienstag, 16. Februar 2010

Singapore Kane - Living Militant


Release Date:
06. Oktober 2009

Label:
Brick Records

Tracklist:
01. Whatever I Wanna Do
02. Livin' Militant
03. Sufferer
04. Mollywhopped (Feat. Big Shug)
05. Rise Up (Feat. Big Shug)
06. Bust Ya Shit
07. Street Legends (Feat. Chan)
08. Fastlife
09. Summer In The City
10. Superstar
11. You And What Army
12. Don't Take It Personal (Feat. Big Shug)
13. Inner City Youth
14. Stop Playin'
15. You Understand

Review:
Für alle, die ihn nicht kennen: Singapore Kane ist ein Name, den man sich im Rahmen der östlichen Street-Rap-Szene ruhig merken kann. Geboren und aufgewachsen in "Murdapan" alias Mattapan, Boston, verlebt er seine ersten Lenze wie viele Kids nicht unter rosigsten Bedingungen, kommt aber dank seinem Vater, der ein in Boston populärer Reggae-Künstler ist, früh mit Musik und dem Schreiben von Texten in Berührung. Im Hier und Jetzt nennt sich Singapore Schützling von Big Shug, was weitere Einordnung ins Rap-Library erübrigen sollte. Neben einigen Gastauftritten umfasst sein bisheriger Output drei Mixtapes unter dem Titel "Welcome To Singapore". Unter anderem als Zusammenfassung eben jener Mixtapes fungiert "Living Militant", ein digital über Brick Records veröffentlichtes Album.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Hier und da sind aus den Tracklisten der Mixtapes einige Songs gepickt worden und werden nun als Album präsentiert. Dass an dieser Stelle dann überhaupt das Gefühl eines Albums aufkommt, spricht sehr für Singapore Kane und einen geschlossenen Sound. Für selbigen kommt ein Lineup an Produzenten auf, das in keinster Weise überrascht: Illmind, Moss und Lil Fame werden gefolgt von einigen Halbbekannten (Purpose, MP2, Kid Kass, Reel Drama), die auf Projekten wie z.B. der "A Boston State Of Mind" Compilation von 2006 schon Beiträge ablieferten. Auch wenn sich Singa ein Repertoire, das sowohl Street-Topics als auch politische Ansichten impliziert, auf die Fahne schreibt, konzentriert sich "Living Militant" voll und ganz auf Ersteres. Das Straßenleben mit seinen scharfkantigen Facetten wird detailliert ausgebreitet und auf 15 Tracks ausgewälzt - ohne Kompromisse. Die obligatorische Schmalznummer mit R'n'B-Hook sucht man hier vergebens. Ein Umstand, den viele schätzen werden. Hinzu kommt, dass auch die Produktion relativ gut ausfällt. Dabei gerät die Bläser-Sause in "Whatever I Wanna Do" noch geradezu fröhlich, während Kane Hood-Talk von der Karte ablässt und die eigenen Ambitionen darlegt. Als Soll steht das Entkommen aus den miserablen Zuständen (wenn möglich mit Hilfe der Musik), als Ist wird ausführlich der Geldmangel in all seinen Folgen skizziert und von einer ganzen Armee an Snitches, Treulosen und Opponenten umrahmt. Klar, dass in "Mollywhopped" zusammen mit Shug die Fäuste ausgepackt werden und alle Faggots einstecken dürfen. Doch nicht nur von den Austeilfähigkeiten seines Mentors Shug hat Singa sich eine Scheibe abgeschnitten, auch beim Beschreiben seiner Umwelt kann er punkten. Selbst nennt er sich den "Journalist and oberserver" der Straße. In "Street Legends" wird das tägliche Leben geschildert:

"I dont smile and joke, cause it ain't shit funny
When you're broke in the hood, starvin' with no money
Everybody gotta fend for theirselves, survival of the fittest
Only the strong survive, so handle your business
"

Richtige Schwachpunkte findet man wenige. Kane ist sicherlich keine Lichtgestalt eines Emcees, doch ein einwandfreier Flow lässt wenig Platz für Kritik. Lediglich "You And What Army" lässt ein wenig Fingerspitzengefühl vermissen, während das Joe Cocker-Sample für "Summer In The City" zwar wenig innovativ ist, aber gut verarbeitet wurde. Außerdem hat die Sommerhitze, die in Kane's Nachbarschaft um sich greift, nur im übertragenen Sinn mit dem sonnenbedingten Temperaturanstieg zu tun. Moss' harte Trademark-Drumline in "Don't Take It Personal" ruft keine Begeisterungsstürme mehr hervor, tut dem Album aber keinen Abbruch. Und während weiter im "Fastlife" gelebt und dem Geld hinterhergejagt wird, bündelt Kane gegen Ende nochmals all seine Künste für zwei überragende Songs: "Stop Playin'" ist eine besonnen vorgetragene Warnung, in der Singa sich grandios in die Rolle eines alten Veteranen rappt. Sehr hilfreich ist der grandios melancholische Beat von Purpose. Fast noch besser ist direkt davor "Inner City Youth", von Kid Kass mit dezenten Gitarrenklängen versehen und durch die Raps über das harte Jugendschicksal in der falschen Nachbarschaft veredelt:

"Peer pressure will get ya, young niggas'll wet ya
They probably scared as you to be on that stretcher
But fuck fear, cause robbery ain't new to me
I know cats that been snatching jewelry before puberty
"

Bleibt zu sagen: Für einen zusammengetragenen Überblick über Singapore Kane's bisheriges Tun und Treiben darf man positiv überrascht sein. Natürlich passiert hier nichts, was man nicht irgendwo schonmal gehört hätte, doch Singapore Kane hat die Fähigkeit, über ein Album hinweg zu unterhalten und anscheinend hat er auch einen guten Geschmack, wenn es zur Beat-Wahl kommt. "Living Militant" gibt ein anschauliches Bild von Kane's Umfeld und ist in ein sehr gelungenes Eastcoast-Beat-Gewand gepackt. Wenn es beim nächsten Mal mehr ernste, schwermütige Songs vom Schlage "Inner City Youth" und "Stop Playin'" werden, hätte Kane die Möglichkeit, eine Sparte zu bedienen, die derzeit viel zu dünn besetzt ist.

6.3 / 10

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