Freitag, 19. Februar 2010

Sene - A Day Late & A Dollar Short


Release Date:
27. Oktober 2009

Label:
Shaman Work Recordings

Tracklist:
01. PressPause
02. WonLover
03. QuarterWaterSupporter
04. WhyBother?
05. WonThousandGirls
06. SmokeRoseBudsOnAshyAvenue
07. TheWonderers
08. CloudClimbers
09. EyeCry - TheBefore
10. OwlThruGotham
11. EveryDejaVu
12. Ain'tNoJustice
13. EyesDry - TheAfter
14. JusASuggestion

Review:
Das Gedächtnis eines HipHop-Fans rostet nicht ein: Namen über Namen ergießen sich jedes Jahr über die Lauscher der Hörer, wobei es immer gilt, die wirklich behaltenswerten Neulinge herauszufiltern. Hier stellt sich erneut ein Jemand vor: Sene kommt aus Brooklyn und ist derzeit auf Shaman Work gesignt. Ganz unbeschrieben ist er jedoch nicht: Einige halboffizielle Werke ("Pavement Special", die "Garbage Pail Kids" EP) existieren bereits. Zudem gab es bereits ein Mixtape, das von niemand Geringerem als Sucio Smash präsentiert wurde. Wer nun denkt, er könne hier nicht überrascht werden, der weiß nicht, wen sich Sene für sein Debüt "A Day Late & A Dollar Short" als Gegenstück mit ins Boot geholt hat: Gemeint ist Blu aus der sonnigen anderen Ecke der Staaten, Los Angeles.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Damit ist die Scheibe nicht nur ein einfaches, sondern ein zweifaches Debüt. Denn wo Sene seinen Albumeinstand als Emcee in der Szene feiert, verliert Blu hier kein einziges Wort und erweitert seinen Talentradius um die Kunst des Produzierens - zwar nicht zum ersten Mal, doch zum ersten Mal auf voller Albumspielzeit. Und ohne ein vorzeitiges Urteil zu fällen, darf jeglicher betonter Eastcoast-Charakter damit abgehakt werden. Wenn man schon ein Referenzobjekt sucht, dann unter Umständen Exile, dessen Klasse Blu zwar bei weitem noch nicht besitzt, dem er jedoch unbestreitbar in gewissen Gesichtspunkten nacheifert. Auch wenn es hier um Sene gehen soll, scheint es doch beizeiten ebenso interessant, die Entwicklung von Blu als Produzent zu betrachten. Warum das so ist wird durch zwei Faktoren erklärt: Sene stellt sich schnell als talentierter Emcee heraus, will sich aber nicht so recht profilieren, und Blu zeigt hier ein Talent, das unter Umständen zu noch viel mehr führen könnte. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, dass Sene es nicht verstünde, zu unterhalten. Sei als Beispiel "EyeCry: The Before" genannt, wo Blu zugunsten von Sene und seinen nachdenklichen Texten gänzlich in den Hintergrund tritt. Das von Blu eingeschleppte Ärgernis der abhanden gekommenen Leerzeichen ist zwar unschön anzuschauen, sei jedoch des Weiteren nicht mehr beachtet. Zurück bei Sene's Eigenschaften am Mic lässt sich feststellen, dass hinsichtlich der Verflechtung von Gedanken, persönlichen Erfahrungen und fidelem Tonfall eine direkte Parallele zu Blu besteht. Immerhin verkörpert Sene auch einen ähnlichen Charakter; "WonThousandGirls", ein Song über das üppige Angebot an potentiellen weiblichen Gespielinnen / Partnerinnen, hätte auch aus Blu's Feder stammen können. Doch genug der Vergleiche - Sene steht seinen Mann auch problemlos selbst. "WhyBother?", fragt er sich, ohne dabei eine Antwort zu finden. "TheWonderers" bekommen ausschweifend erklärt, wer hier am Mikro steht, ohne dass Sene davor zurückschreckt, der ein oder anderen Hook selbst den Gesang zu stiften. Unterlegt ist alles von Blu's angenehmen Sound-Gerüsten, die nur ein einziges Problem zu beklagen haben, nämlich einen Überschuss an Harmlosigkeit. Dieses Gebrechen schlägt sich auch im gesamten Bild der Platte nieder: Was hier passiert ist schön und beschaulich, doch es fehlt der Funke, der dieses potentielle Freudenfeuer zu entzünden imstande wäre. Immerhin es ist nicht so, als läge die Lösung dieses Problems meilenweit entfernt, denn mit einigen der Bestrebungen auf der LP wird in der Tat gezeigt, dass Sene auf dem richtigen Pfad wandelt: "SmokeRoseBudsOnAshyAvenue" lebt von der überquellend guten Laune in den Raps, in "WonLover" gelingt Blu ein exzellentes Bett aus Streichern, in dem es sich Sene's Raps (natürlich über die "eine" Liebe) gemütlich machen. Und schließlich noch "Ain'tNoJustice", das mit Co$$ den einzigen Gast auffährt und das in der Kopfnicker-Sektion die Sternstunde der Platte verkörpert.

Ist dieser neue Name also vermerkenswert? Ja, ist er durchaus. Das Potential zu einer von Kritikern mit Lob überschütteten Underground-Überraschung hat "A Day Late & A Dollar Short" allerdings nicht. Sene wird wohl auch in absehbarer Zeit nicht den Quantensprung vollführen, der Blu zuteil wurde - dafür reicht es bei ihm ganz einfach nicht. Doch Potential nach oben ist in jedem Fall da. Und ein lockeres, relaxtes Album wie hiesiges Debüt ist im Grunde nie verkehrt. Damit bleibt nur zu hoffen, dass Sene auch in Zukunft fähige Produzenten trifft, die ihn trefflich untermalen. Blu als Produzent zeigt in dieser Form Talent und Ausbaufähigkeit und lässt somit Freude auf zukünftige Projekte zu. An dieser Stelle reicht die Kollabo zu einem überdurchschnittlichen Erzeugnis.

 6.3 / 10

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