Dienstag, 16. Februar 2010

Fashawn - Boy Meets World


Release Date:
20. Oktober 2009

Label:
One Records

Tracklist:
01. Intro
02. Freedom
03. Hey Young World (Feat. Aloe Blacc & Devoya Mayo)
04. Stars (Feat. Aloe Blacc)
05. Life As A Shorty (Feat. J Mitchell)
06. The Ecology
07. Our Way (Feat. Evidence)
08. Why
09. Samsonite Man (Feat. Blu)
10. Father
11. Sunny CA (Feat. Co$$ & Mistah F.A.B.)
12. Bo Jackson (Feat. Exile)
13. Lupita
14. When She Calls
15. Boy Meets World

Review:
Auf den ersten Blick sehen Cover und Tracklist eher unscheinbar aus. Geradezu so, als wäre dieses Projekt für den Durchschnitts-HipHop-Konsumenten gar nicht von Interesse. Wer sich näher mit diesem Album beschäftigt, der wird diese eventuelle Meinung schleunigst revidieren: Bei "Boy Meets World" handelt es sich um das Debütalbum eines 20-jährigen Emcees aus Fresno, das komplett von Exile produziert wurde. Spätestens hier sollte man hellhörig werden, denn der Produzent aus Los Angeles gehört derzeit zu den saftfrischsten Beatbastlern in seiner Sparte. Hinzu kommen schon die ersten begeisterten Rezensionen und man darf definitiv gespannt sein, was hier fabriziert wurde.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Auch wenn die Platte über One Records erscheint, sie wäre - als kleine Richtungsweisung - z.B. bei Tres Records ebenso gut aufgehoben gewesen. Und schließlich und letztendlich unausweichlich ist der Vergleich mit "Below The Heavens" zu ziehen, das vor zwei Jahren einem gewissen Blu haufenweise Lob bescherte und die entscheidende Zündung in einer seither florierenden Karriere markierte. Gewisse Parallelen sind in der Tat nicht von der Hand zu weisen: Neben Exile im Rücken führte auch Fashawn bis zu diesem Zeitpunkt ein relativ unbeachtetes Dasein im Rap-Game, was sich nun - soviel sei schonmal verraten - schlagartig ändern wird. Doch "Boy Meets World" ist kein "Below The Heavens 2": Auch wenn das Cover einen ähnlich verträumten Eindruck macht, liegt Fashawn beizeiten näher am Reality Rap der frühen QBler als am entspannten Westcoast-Spaziergang eines Blu. Dass an anderen Stellen tatsächlich Ähnlichkeiten zu ebenjenem Blu aufglimmen, stellt einen augenscheinlich unvereinbaren Spagat dar, der jedoch die Stärke der Platte ausmacht. Das geht natürlich Hand in Hand mit Exile's Produktion, die sich rein qualitativ auf einem ähnlichen Level wie bei der Blu-Collabo befindet, jedoch vielschichtiger geworden ist. Doch zurück zu Fashawn: Der verbringt Teile seiner Kindheit in einem Waisenhaus, da der Vater einsitzt und die Mutter drogenabhängig ist. Doch Fa kann es besser: Im "Intro" wird der krummen Bahn zugunsten seiner Leidenschaft - dem Rappen - der Rücken gekehrt. Als Belohnung gibt es einen fetten (eine andere Umschreibung will sich nicht finden lassen) Beat von Exile, der nur der Auftakt zu einer Aufreihung der schmackhaftesten Instrumentals, die einem seit längerer Zeit über den Weg gelaufen sind, sein soll. "Hey Young World" als grundauf positiver Song ist in seiner herrlich relaxten Art und mit Exile's Piano einer der Gründe, warum man dieses Album auch auf lange Sicht nicht vergessen wird. Auf der anderen Seite geben ernst zusammengefügte Samples den Nährboden für "The Ecology", einen Bericht über die sozialen Zustände in Fashawn's direkter Umwelt. Genau dort setzt auch das bombenstarke "Our Way" an, in dem ein Foto der eigenen Straße geschossen und eiskalt kommentiert wird:

"That's how we live in the streets of the F
Paranoid, so I sleep with a tec, valley of death
I'm from the Sunshine State, but we live in the darkness
Be smart nigga, enter with caution
"

Mitunter der größte Schnitzer der Scheibe ist der Auftrit von Schnarchnase Evidence, der auch thematisch voll und ganz die Show verschläft und mit seinem Gefasel zwischen den beiden 16ern von Fashawn nur stört. Ein weiterer unnötiger Gast ist Exile - natürlich nur am Mic. Denn auch sonst ist "Bo Jackson" der schwächste Song der Scheibe. Was aber nicht stören sollte beim großen Rest: Da wäre z.B. "Life As A Shorty", das ganz simpel über die Mühen von Fashawn's Kindheit ("Didn't know how broke we was til I got older") berichtet, die Lovestory über "Lupita", das an Gott gerichtete "Father" oder das mit hauchdünnen Streichern bespannte, selbstreflektierende "Why". Neben den gut vorgetragenen Inhalten bietet Fashawn auch einwandfreie Rap-Skills sowie eine Präsenz am Mic, die Potential hat. Zutage tritt dies, neben den schon erwähnten Songs, im grandiosen "Samsonite Man", das so ungebunden wie der Titel ist und nicht nur dank Gast Blu auch auf "Below The Heavens" gepasst hätte. Ein anderes Highlight ist das ergreifende "When She Calls", eine weitere überragende Sample-Arbeit von Exile, in der Fa drei unterschiedlich verlaufende Versionen einer zerbrochenen Jugendliebe erzählt. Den Ausstieg gibt "Boy Meets World", ein Zehnminüter, der im ersten Teil die Frische des ganzen Albums versprüht, um den Hörer danach mit sachtem Gesang und Shoutouts aus der Tür zu geleiten.

Fragt man sich nun, ob dieses Debüt für Fashawn ähnliche Konsequenzen nach sich ziehen wird, wie es damals "Below The Heavens" für Blu tat, dann kann man diese Frage mit einer hohen Sicherheit mit "ja" beantworten. Dank gebührt dabei zu großen Stücken Exile, der sich zu einem der derzeitigen Top-Producer mausert. Wie schon erwähnt sollte der musikalische Vergleich mit Blu's Album nicht zwingend herangezogen werden, doch vom Wesen her besteht eine Ähnlichkeit, die die andauernde Erwähnung von Blu rechtfertigt. Auch wenn "Boy Meets World" beizeiten weitaus ernster und lyrisch kühler ausfällt, wohnt der LP eine von Exile verschuldete Wärme inne, die derzeit wenige andere Künstler zustande bringen. Zu einem hohen Durchschnittsniveau kommen noch einige herausragende Highlights und ein lyrisch ansprechendes Spektrum, und schon hat man in "Boy Meets World" eine der besten Scheiben des Jahres gefunden.

8.0 / 10

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