Samstag, 20. Februar 2010

Canibus - Melatonin Magik


Release Date:
09. Februar 2010

Label:
War Lab Records

Tracklist:
01. Melatonin Magik Intro
02. Melatonin Magik
03. Kriminal Kindness
04. Hip-Hop Black Ops
05. The Danger Of Judah
06. Post Traumatic Warlab Stress (Feat. DZK & Warbux)
07. Air Strike (Pop Killer) (Feat. DZK & D-12)
08. Fraternity Of The Impoverished
09. Dead By Design
10. Only Slaves D.R.E.A.M.
11. Ripperland (Feat. The Goddess Psalm One)
12. Stomp On Ya Brain (Feat. Journalist)
13. Beat Butcher Get Em' (Feat. Jaecyn Bayne, Son One & Chopp Devize)
14. Do It Live (Feat. Blaq Poet, Skarlet Rose & Presto)
15. Sharpshootaz Blatin' Caps (Feat. K-Solo, Born Son, Willie Dynamite & Maintain)
16. Gold & Bronze Magik (Feat. Bronze Nazereth & Copywrite)

Review:
Eines der einmaligsten Phänomene der HipHop-Geschichte ist wieder da: Canibus, der Ausnahme-Emcee, der von allen Seiten seit jeher gebührenden Respekt bezog und trotzdem bei seinen Alben fast immer Pech und folglich Skepsis oder gar Missfallen der HipHop-Gemeinde im Nacken hatte - natürlich mit Ausnahme von "Rip The Jacker", das einzige allseits beliebte Album des ursprünglich aus Jamaica stammenden Rappers. Inzwischen ist er bei War Lab gelandet, Label des in Virginia angesiedelten DZK. Im Bestreben, sich selbst und auch der Welt zu beweisen, dass er es doch kann, geht Canibus mit "Melatonin Magik" an den Start.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Erster Gedanke: Wie tief ist Canibus gesunken, dass er sich mit ein paar hinterwäldlerischen Unbekannten aus Virginia zusammentut? DZK, dessen wenige ihm anhaftenden Assoziationen keine guten sind, da er sich im Zuge dieses Releases auf unfeine Art mit Chamber Musik (die "Melatonin Magik" ursprünglich releasen wollten) zerstritt? In gewisser Weise war War Lab vielleicht nicht die optimale Wahl, doch sie bietet einige Überraschungen. Außerdem spielt mit M-Eighty kein Greenhorn den Executive. Irgendetwas musste Bis schließlich ändern. Sein 2007er "For Whom The Beat Tolls" war zwar solide (und erntete auch keine vernichtenden Kritiken), doch eine klare Marschrichtung fehlte. Dieses Problem hat Canibus diesmal behoben; erreicht hat er es durch eine komplette Auswechslung der Producer-Bank (ja ja, Canibus und sein altes Produzentenproblem), was ihm schlagartig einen Umschwung der allgemeinen Stimmung beschert. Zuvor allerdings watet man als Hörer noch durch das "Intro", das erneute Ängste, hier würde ein übermotivierter Canibus in langweiligen Beats steckenbleiben, schürt. Doch nachdem man ganz nebenbei noch erfahren hat, dass das Hormon Melatonin den Tag-Nacht-Rhythmus regelt, setzt der Titeltrack "Melatonin Magik" ein und man wird auch schon von der ersten lyrischen Breitseite aus dem Sessel gerissen: Blastah Beatz schicken tobende Bläser und Chöre im Hintergrund, Bis schickt seinen erbarmungslos harten Flow und seine messerscharfe Stimme, während er nicht den kleinsten Zweifel daran lässt, dass hier der Canibus zu Werke geht, den sich die Fans wünschen. Alles andere als ein Zufall, dass das verwendete Sample schon in LL Cool J's "The Ripper Strikes Back" zu hören war - hier gibt es die doppelt harte Ausführung, anzunehmenderweise ein sarkastischer Fingerzeig auf den heutigen Status des zahnlosen Todd Smith. Doch ein einziger beanstandungsloser Track reicht Canibus diesmal nicht: Ohne große Pause wütet er in den nächsten Tracks, die in puncto Dramatik wenig zu wünschen übrig lassen. Die angeheuerten Produzenten (u.a. Sicknature) lassen es deftig krachen, und während sie dabei auf die Variationen eines Stoupe verzichten, darf sich die HipHop-Gemeinde ob der lange nicht gehörten im Gesamtpaket servierten Aggressivität freuen. Was Canibus unter Hochdruck ins Mic presst, hat auch Hand und Fuß: Kurz und bündig als Battle-Rap zu bezeichnen, entlädt Bis seine Wut in erster Linie auf die derzeitige HipHop-Szene sowie diejenigen, die sie vergiften. Aber auch Corporate America kommt nicht davon. So wird man im starken Anfangsteil also bestens unterhalten. Eine Art Umrahmung der Tracks übernimmt PE's Professor Griff, der im Zusammenspiel mit Bis immer wieder ein paar Kommentare einwirft. Doch nun zu War Lab, die zwar eindeutig mehr von der Beziehung mit Canibus profitieren als umgekehrt, jedoch mit "Air Strike" einen unehrenhaften, aber cleveren Beitrag leisten: Sie planen den Eminem-Diss, arrangieren Raps der unwissenden D-12 und platzieren sie auf besagtem Diss. Der ist (nachdem die Tänzeleien zwischen Bis und Em schon einige Jahre her sind) nur geringfügig notwendig, schießt gegen Em's Angriffe auf Mariah, bezeichnet ihn als schwul und untergräbt seine Stellung im Game. DZK's zweiter Auftritt auf dem Album bestätigt ihn als fähig, lässt ihn aber im Angesicht eines Canibus erneut blass aussehen. Im weiteren Verlauf der Platte kann Canibus weiter punkten, etwa im ruhigen "Dead By Design", oder im streicherintensiven "Only Slaves D.R.E.A.M.". Leider schafft er es in diesem Tempo nicht bis zum Ziel: Bei den vielen, teils mittelmäßigen Gästen brechen auch die Beats ein: "Beat Butcha Get 'Em", "Do It Live" (Blaq Poet hin oder her) und "Sharpshootaz Blastin' Caps" hätte man sich sparen können. Erst im von Krohme schön produzierten, gelassenen Ausstieg "Gold & Bronze Magik" fängt sich die LP nochmal.

Wie also muss man den Canibus dieses Albums einschätzen? Er ist beizeiten so energisch und hart unterwegs wie selten in seiner Karriere, hatte bei der Wahl seiner Produzenten überwiegend Glück und ist auch bei War Lab keinesfalls an der verkehrten Adresse, schließlich wird der Hang zur harten Gangart mitunter von dort favorisiert worden sein. Die Abwechslung, die er auf "For Whom The Beat Tolls" probierte, wurde fallengelassen, was dem Album einen geschlossenen Sound garantiert, der allerdings gegen Ende etwas abschwacht. Trotzdem sollte man sich nicht vom miserablen Cover abschrecken lassen, denn in "Melatonin Magik" steckt eine saubere Portion Power, die nicht nur Canibus-Fans erfreuen sollte.

7.0 / 10

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