Freitag, 19. Februar 2010

50 Cent - Before I Self Destruct


Release Date:
16. November 2009

Label:
Shady Records / Aftermath Records / Interscope Records

Tracklist:
01. The Invitation
02. Then Days Went By
03. Death To My Enemies
04. So Disrespectful
05. Psycho (Feat. Eminem)
06. Hold Me Down
07. Crime Wave
08. Stretch
09. Strong Enough
10. Get It Hot
11. Gangsta's Delight
12. I Got Swag
13. Baby By Me (Feat. Ne-Yo)
14. Do You Think About Me
15. OK, You're Right
16. Could’ve Been You (Feat. R. Kelly)

Review:
Interessiert sich heutzutage eigentlich noch jemand dafür, wenn 50 Cent ein neues Album veröffentlicht? Wohl die wenigsten. Das mag daran liegen, dass sich Curtis Jackson schon seit längerem aus dem Zentrum der Rap-Szene verabschiedet hat (eingeschlossen die Mixtape-Szene, in der er so präsent war) und sich gleich Dagobert Duck in seinem Geldspeicher vergnügt. Hin und wieder hört man mal wieder über seine Website thisis50.com den einen oder anderen Kommentar zu derzeitigen Geschehnissen, doch wer nur auf Neuigkeiten, die auch wirklich mit Musik zu tun haben, achtet, der mag Fifty glatt vergessen haben. Schließlich verlor er nicht erst mit seinem letzten Album "Curtis" an Rückhalt in der Szene. Für die einstige Lichtgestalt ist die Ausgangsposition vor diesem neuen Album eine völlig andere - mit "Before I Self Destruct" muss er der Welt wieder etwas beweisen.

WRITTEN FOR Rap4Fame
 
Deshalb wurde von vornherein darauf hingewiesen, dass diese Scheibe härter und aggressiver als der Timbalake-Fitty von "Curtis" sei. Schwer zu glauben, doch 50 scheint es ernst zu meinen: Die poppigen Feature-Gäste werden gekürzt, seine dezimierte G-Unit lässt er auch links liegen. Ganz als ob er der Welt beweisen wollte, dass er es auch alleine kann. Die Produzentenliste ist dagegen keine wirkliche Überraschung, höchstens insoweit, als dass weitere No-Names ihre Beiträge beisteuern durften. Immerhin wurde also etwas geändert. Damit müsste nur noch Fitty selbst nachziehen. Denn seine jüngeren Raps hatten wenig mit der gewünschten Aggressivität zu tun und ließen erwähnenswerte Motivation vermissen. Mit einer Rückkehr zu höherem Rap-Niveau denkt man automatisch an "Get Rich Or Die Tryin'" oder gar die Tage vor dem Senkrechtstart. Das war der Fifty, dem man mit jeder Zeile das dämliche Grinsen, das seinen Style prägte, anhören konnte. Genau diese Art bildete einen Teil seiner Authentizität. Und genau diese Art wird man hier nicht finden. Bei allen Bemühungen wirken viele Songs gezwungen oder dann doch unmotiviert. Hinzu kommen die Beats, die zwar den "GRODT"-Zeiten nachempfunden sein mögen, aufgrund der niederen Qualität jeodch im Jahr 2009 fast durchgehend unspektakulären Standard verkörpern. Manche der Samples kennt man in besserer Verwendung, einige Beats sind zu voraussehbar, nur an wenigen Stellen möchte man wirklich hinhören. Dabei fängt es mit Ty Fyffe's "The Invitation" noch gut an: düster und zeitgemäß. Trotzdem beweist 50 gleich zu Beginn, dass er nicht so viel zu berichten hat, wie man inzwischen vielleicht meinen könnte. Dass alle in seinen Geldspeicher wollen, scheint seine einzige Sorge. Um die Realness zu wahren, müssen natürlich auch reihenweise Street-Phrasen geklopft werden. Trotzdem ist in Fifty's Welt "Swag" gleichbedeutend mit "Money", siehe "I Got Swag". Weitaus voraussehbarer ist "Death To My Enemies", das mit der wohl besten Produktion der Platte (von Dr. Dre) ausgestattet ist. Doch auch dem Doktor gehen bei 50 die Ideen aus: "Psycho" ist mit seinen hektischen Streichern und der Inszenierung der Emcees als psychopathische Killer mehr als nur eine Standard-Kollabo der großen Drei (wobei Em eine gute Show bietet). "So Disrespectful" widmet sich über plattes Instrumental u.a. den Ex-G-Unit-Mitgliedern. Wo ein Großteil der Songs einfach unauffällig ist, gibt es auch prächtige Aussetzer: Die Hook von "Get It Hot" ist erschreckend schlecht, die "Rapper's Delight"-Neuinterpretation "Gangsta's Delight" lahmt nicht nur dank Havoc's ödem Beat gewaltig. Dass die von R. Kelly und Ne-Yo besuchten "Could've Been You" und "Baby By Me" identitätslose Mainstream-Kompromisse sind, überrascht nicht, doch auch die Cleverness, mit der 50 seinen Mist (sogar ein "Candy Shop") früher zu verkaufen wusste, fehlt. Damit verbleibt nicht mehr viel: Ein idiotisches Liebeslied an die eigene Handfeuerwaffe ("Hold Me Down"), das narzisstische "Do You Think About Me", Coke-Lehrstunden in "Stretch" oder das zu bombastisch aufgetragene "OK, You're Right" - meist nicht schlecht, aber nie mehr als mittelmäßig.

Was nützt es, 50 Cent bezüglich der Rückkehr zu aggressiveren Raps zu loben, wenn selbige aufgezwungen wirken, wenn 50 Cent lustlos rappt und wenn die Produktionen jegliche Selbstständigkeit vermissen lassen? Anstatt die Erfahrungen des Überschreitens seines Karrierezenits in Worte zu fassen, vertreibt sich 50 den Großteil der Spielzeit mit langweiligem Gehabe. Perspektivlosigkeit zeigt auch die soundliche Orientierungslosigkeit; die früheren Zeiten scheinen für immer vorbei, eine zukünftige Marschrichtung scheint noch nicht gefunden. Vielleicht täte da eine Selbstzerstörung inklusive anschließendem Neuaufbau ganz gut. "Before I Self Destruct" jedenfalls bietet einen nicht empfehlenswerten Mix aus Mittelmaß und Fehltritten.

3.7 / 10

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